Vor ein paar Jahren kam ich auf dem Weg zur Arbeit durch einen großen Bahnhof. In Berlin ist es üblich, dass an den Ausgängen der Bahnen Menschen stehen, die kostenlose Zeitungen, Flyer und ähnliches verteilen. Grundsätzlich eine gute Idee: Dort kommt viel potentielle Kundschaft durch, denn auf Bahnfahrten liest man eher mal, als wenn man durch die Stadt bummelt.
Und genau dort fand ich ein Beispiel für Marketing, wie man es nicht macht. Eine sehr junge Frau, vermutlich noch eine Schülerin, die gelangweilt vor einem Laden stand, den Flyer in Richtung Menschen hielt und emotionslos immer wieder “Ein Flyer. Ein Flyer. Ein Flyer.” herunterbetete.
Warum eine Botschaft im Buchmarketing so wichtig ist
Wie du dir vermutlich denken kannst, ist sie – zumindest in der Zeit, in der ich sie sah – nicht einen einzigen ihrer Flyer losgeworden. Der Grund dafür ist einfach: Niemand will einen Flyer. Wozu auch?
Wir haben es oft eilig. Hinzu kommt, dass wir täglich von Werbung überschüttet werden. Gerade in der Mitte Berlins wirst du praktisch an jeder Straßenecke und jedem Bahnhof mit kostenlosen Zeitungen, Flyern und Gutscheinen überhäuft. Wieso sollten wir da “einen Flyer” wollen? Vor allem einen, von dem wir nicht mal wissen, was draufsteht?
Wie du siehst, funktioniert verkaufen ohne Botschaft also nicht. Nicht einmal, wenn etwas umsonst ist. In der heutigen Welt werden wir von Werbebotschaften geradezu niedergebrüllt. Sie prasseln ständig auf uns ein, sobald wir vor die Tür gehen, den Fernseher einschalten oder auf unser Handy gucken. Mit diesem allgegenwärtigen Überangebot ist es schwierig, die Leute zu erreichen.
Das gilt auch für dein Buchmarketing. Und ganz sicher erreichst du niemanden, wenn du nur stumpf postest “Mein Buch. Mein Buch. Mein Buch.”.
Buchmarketing richtig machen
Im Buchmarketing gibt es natürlich vieles, auf das geachtet werden muss. Eines der wichtigsten Dinge – wenn nicht sogar das Wichtigste – ist die Botschaft, die hinter deiner Werbung steckt. Das Ziel ist klar: Du willst, dass ich dein Buch kaufe. Aber was bekomme ich dafür? Welche Botschaft vermittelst du durch dein Marketing?
Ohne eine Botschaft helfen dir auch die besten Tricks nicht. Erst recht nicht, seit Selfpublishing salonfähig geworden ist und du gegen einen immer größeren Konkurrenzmarkt ankämpfst. Weil dein Buch in deinem Marketing ohne Botschaft nicht das ist, was es sein sollte, sondern nur “irgendein Buch”. Eines unter Millionen.
Was ist denn eine Botschaft?
Im Buchmarketing kommt es darauf an, nicht nur dein Buch zu verkaufen, sondern vor allem die Geschichte. Was macht dein Werk so besonders? Was kann ich als LeserIn daraus mitnehmen, was bietest du mir an? Eine starke Frauenfigur? Einen blinden Kämpfer? Prangerst du reale gesellschaftliche Normen an und löst sie auf deine Weise? Verändern deine Figuren – zumindest innerhalb des Buches – die Welt? Oder gibst du mir Einsicht in Themengebiete, die mir aus verschiedenen Gründen in persönlicher Erfahrung verschlossen sind (manchmal zum Glück)?
Denk dran: “Tolle Welten” und “spannende Geschichten” gibt es wie Sand am Meer. Und natürlich sollte dein Buch gut geschrieben und professionell überarbeitet sein. Das gehört aber zum Standard eines/r jeden BerufsautorIn (auch, wenn es “nur” der Nebenberuf ist). Damit stichst du aus der Masse nicht heraus. Auch ein gut geschriebener Klappentext ist keine Botschaft. Du brauchst noch mehr, etwas, dass einen 1.000 Watt-Strahler auf dein Buch wirft und die Aufmerksamkeit erregt, die du für einen guten Launch brauchst.
Bonus: Buchmarketing-Tipps aus der AuthorWing-Community
Neben der Botschaft brauchst du natürlich auch Wege, diese zu präsentieren. Dafür kannst du zum Beispiel geeignete Ausschnitte auswählen, kurze “behind the scenes” Videos drehen oder Beiträge schreiben und deine Leser auch sonst an der Entstehung des Buches teilhaben lassen.
Vor einer ganzen Weile habe ich dieses Thema auch in der AuthorWing-Community angesprochen und nach den Erfahrungen und Vorlieben der Mitglieder beim Thema Buchmarketing gefragt. Ein paar der Antworten möchte ich hier mit dir teilen:
Kein Sex vor dem Kauf
Auch wenn du Romane mit erotischen Szenen schreibst, gehören diese ins Buch – und nicht auf deinen Kanal. Einige Leser schätzen es nicht, erotische Szenen aus dem Buch gepflückt und in der Öffentlichkeit verbreitet zu sehen. Zumal du hier auch und vor allem in puncto Jugendschutz Rücksicht nehmen solltest. In geschlossenen Lesergruppen, wo du die Mitglieder einschätzen kannst und es explizit erwünscht ist, ist das noch einmal eine andere Geschichte.
Fass dich kurz
Auch wenn du von deinen Texten begeistert bist und am liebsten seitenweise tolle Szenen mit deinen Followern teilen möchtest: lass es lieber. In den sozialen Medien ist die Aufmerksamkeitsspanne kurz und die Wenigsten möchten ellenlange Texte lesen. Dafür kaufen sie sich Bücher. Wer auf Facebook, Twitter und Instagram unterwegs ist, sucht eher knackig kurze Unterhaltung und Gespräche, in die er sich schnell einklinken kann, weil die Einleitung übersichtlich ist.
Wenn du trotzdem längere Ausschnitte teilen möchtest, biete auf deiner Webseite Leseproben zum kostenlosen Download an oder halte für deine Follower eine Lesung ab. Damit bietest du deinen Lesern sehr viel mehr Nähe, als wenn du den langen Text nur stumpf kopierst und einfügst.
Immer das Selbe ödet an
Du bist sicher nicht nur auf deinen Kanälen unterwegs, sondern auch in verschiedenen Lesergruppen. Will man flächenmäßig werben, kann das mit Arbeit verbunden sein. Die Verlockung, einfach ein Bild und einen Text fertig zu machen und ihn überall zu posten, ist da verdammt groß. I get it.
Aber deine potentiellen Leser sind meistens auch in mehreren dieser Gruppen. Und wenn sie immer wieder das selbe Bild mit dem selben Text sehen, haben sie sich an dir schneller satt gesehen, als dir lieb ist. Schon wieder diese Textstelle? Gähn. Next.
Versuche also zu variieren, such dir mehrere gute Eyecatcher aus deinen Texten und ein paar Bilder, die jeweils dazu passen. Klar ist das mehr Arbeit, aber niemand hat behauptet, dass Buchmarketing einfach ist oder mal eben schnell gemacht ist. Es ist genauso Teil deines Jobs, wie das Schreiben des Buches. Und mit Tools wie z.B. Canva kannst du dir deinen Stil zulegen und dann einfach nur Zitate und Bilder austauschen. Das geht ratzfatz und trotzdem hast du unterschiedliche Inhalte, die du deinen Lesern anbieten kannst.
Wenn du zusätzlich ein Tool wie z.B. Buffer benutzt, kannst du die Beiträge auch gleich auf deinen Stapel schieben und festlegen, wann das Programm sie wo posten soll. Easy oder? Kennst du außer Canva und Buffer andere Programme, die nützlich sind? Dann schreib sie uns in die Kommentare!
Goodie Boogie für Blogger
Hast du ein gutes Blogger-Team an deiner Seite, ist das natürlich Gold wert. Also sieh zu, dass du respektvoll mit ihnen umgehst. Und da wir alle nur Menschen sind – auch Blogger – kann es nicht schaden, sie zu überraschen. Haben sie zugesagt, dein Buch zu rezensieren, kannst du natürlich dein Buch schicken (und bitte bitte nicht vorher, das mögen Blogger gar nicht).
Oder du lässt deine Kreativität spielen und packst ein Bücherpaket mit kleinen Überraschungen, einem kreativen Anschreiben und inszenierst die Ankunft deines Buches, anstatt es einfach nur in einen Umschlag zu stecken.
Um festzustellen, ob das funktioniert oder nicht, schau einfach mal auf Instagram ein paar Blogger-Accounts durch. Dort wirst du begeisterte Videos und Fotos von liebevoll und kreativ gepackten Paketen finden. Und das zurecht. Cinderella fiel auf dem Ball dem Prinzen schließlich auch nur ins Auge, weil sie mit einem wahnsinnig geilem Kleid ihren großen Treppenmoment hatte. Wäre sie in einen Leinensack durch die Seitentür hereingeschlüpft, um sich dann hinter allen anderen Frauen/Büchern zu verstecken, wäre die Geschichte vermutlich anders ausgegangen.
Gönne deinem Buch also ein geiles Kleid (professionelles Cover) und einen großen Auftritt. Dann klappt es auch mit dem Marketing.
Wenn du dafür noch Inspiration brauchst, bleib gleich auf den Kanälen der Blogger und stöber einfach mal etwas. Was gefällt ihnen, was mögen sie, worüber freuen sie sich?
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