Gestern war der 1. November und damit auch der Startschuss in den jährlichen Schreibmonat, den National Novel Writing Month (NaNoWriMo). Die meisten wissen inzwischen vermutlich, was das ist, aber falls du es nicht weißt, folgt eine kurze Erklärung:
Der NaNoWriMo ist – wie der Name schon sagt – ein Monat, in dem alle Autoren und Autorinnen sich an ihre Projekte setzen und sich gehörig ins Zeug legen. Das offizielle Ziel des NaNoWriMo ist es, in einem Monat ein Buch zu schreiben. Natürlich nur in der Rohfassung. Angelegt ist das Ziel mit 50.000 Wörtern. Um das zu schaffen, musst du täglich 1.667 Wörter schreiben.
Sind 50.000 Wörter in einem Monat zu schaffen?
Wenn die Frage allgemein gehalten ist, lautet die Antwort ganz klar: Ja. Es ist zu schaffen. Ich selbst habe es auch schon geschafft, gleich bei meinem ersten NaNoWriMo. Dafür bin ich bei allen nachfolgenden NaNos gescheitert.
Ob du es schaffst oder nicht, kommt also auf dich an, auf dein Buch und auf deine Umgebung. Manchmal sind es die Lebensumstände, die dich nicht zur Ruhe kommen lassen, manchmal sitzt die Sperre auch in deinem Unterbewusstsein.
Das Wichtigste ist: Wenn du keine 50.000 Wörter im November schaffst, mach dich nicht verrückt! Du bist in guter Gesellschaft.
3 Tipps, um den NaNoWriMo gut zu überstehen
Wenn in deiner Küche plötzlich Feuer ausbricht oder dein Keller unter Wasser steht, bist du vermutlich raus. Aber auch unter nicht katastrophalen Umständen kann es sein, dass du im NaNoWriMo nicht so wirklich gut voran kommst.
Mit diesen 3 Tipps machst du es dir etwas leichter.
Tipp Nummer 1: Vorbereitung ist alles
Wenn du jetzt denkst, dass Vorbereitung ausschließlich was für Plotter ist und du diesen Punkt überspringen kannst, liegst du daneben.
Natürlich fließt in die Vorbereitung auch das Plotten der Geschichte mit ein. Ob du dabei nur einen groben Plot machst oder alles bis ins letzte Detail planst und in Kapitel- oder sogar einem Szenenplan festhältst, bleibt dir überlassen.
Ich selbst habe aus Zeitgründen nur einen groben Plotplan entworfen (vom Hauptpaar meines Buches) und muss die Stränge aller anderen Protagonisten „on the go“ mit einflechten. Hier kannst du es so halten, wie du am besten arbeiten kannst und wie viel Zeit du vorher hast.
Nebentipp: Wenn du weißt, dass du im Oktober regelmäßig viel zu tun hast und nicht dazu kommst, deinen NaNoWriMo anständig vorzubereiten, kannst du das auch im September schon machen und das Projekt dann bis November auf Eis legen.
Aber wie eingangs versprochen, ist das nicht die einzige Vorbereitung, die du vornehmen kannst. Auch wenn du das mit dem Plotten komplett außen vor lässt, gibt es einige Dinge, über die du dir Gedanken machen kannst.
- Wo schreibe ich?
- Wie schreibe ich?
- Wann schreibe ich immer?
- Was ist mein Ziel?
- An welchen Tagen werde ich nicht schreiben können?
- An welchen Tagen kann ich es wieder reinholen?
Einige dieser Fragen mögen banal wirken, weil du weißt, dass du immer auf dem Laptop im Schlafzimmer oder dem PC im Wohnzimmer schreibst. Wenn du aber keine etablierte Schreibroutine hast, sind diese Fragen durchaus sinnvoll. Die Frage „wo schreibe ich“ kannst du außerdem auch auf die Software ausweiten. Womit tippst du deine Rohfassung am besten? Word? DramaQueen? Scrivener? Patchwork oder yWriter?
Wann du immer schreibst ist ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Frage. Bestimmt kennst du folgenden Gedankengang:
„Ich schreibe nachher, wenn die Küche aufgeräumt ist. Puh, nach dem Aufräumen brauche ich jetzt erstmal eine Pause. Jetzt habe ich Hunger. Ich hab mich überfressen und bin gerade viel zu schlaff zum Schreiben. Also schaue ich ein paar Folgen auf Netflix. Was, schon so spät? Verdammt bin ich jetzt müde. Ich glaub, ich gehe lieber jetzt schlafen und bin dann morgen ausgeruht. Das hole ich dann schon wieder rein.“
Das kann passieren, wenn du die Frage nach dem „Wann“ mit „Irgendwann heute“ beantwortest. Weißt du aber, dass du immer morgens um 7:00 oder abends um 19:00 schreibst, kannst du dir einen Handywecker stellen. Sobald der klingelt, ist Schreibzeit.
Nebentipp: Wenn du die Motivation und Aufregung der ersten Tage nutzt, hast du sogar die reelle Chance, dass diese Schreibzeit in deine Routine übergeht und du es dann an nicht motivierten Tagen einfacher hast. Dann musst du dich nämlich nicht entscheiden, zu schreiben (und wann), sondern du schreibst einfach, weil es 19:00 Uhr ist. Punkt.
Die letzten drei Fragen kann man gut zu einem Thema zusammenfassen. Das Ziel und der Plan, dieses Ziel auch zu erreichen, gehen Hand in Hand, wenn du Erfolg haben möchtest.
Bei 50.000 Wörtern weißt du schon, dass du 1.667 Wörter pro Tag schreiben musst. Das kannst du übrigens auf der NaNoWriMo Webseite täglich eintragen, dir Badges verdienen und dich mit anderen austauschen. Schau dort mal vorbei!
Hast du jedoch ein anderes, eigenes Ziel, z.B. weniger Wörter oder du möchtest eine Überarbeitung schaffen, also eine gewisse Anzahl an Stunden investieren, musst du dein Tagespensum selbst errechnen. Dabei kannst du auch gleich prüfen, ob dein Ziel für einen Monat realistisch ist oder du es noch etwas anpassen solltest.
Tipp Nummer 2: Suche dir Gleichgesinnte
Schreiben muss man nicht allein! Diese Botschaft ist inzwischen hoffentlich überall angekommen, aber ich möchte es zur Sicherheit noch mal erwähnen. Wenn du sitzt und wirklich tippst, ist deine Konzentration natürlich auf deine Geschichte gerichtet und in dem Punkt bist du auf gewisse Weise „allein“ (von den ganzen Figuren und Welten in deinem Kopf mal abgesehen, aber das ist eine andere Geschichte).
Aber alles, was um dich herum passiert, die Freude, die Motivationstiefs, die Erfolge, die Rückschläge – das musst du nicht allein durchmachen!
Das Schreibhandwerk ist wie eine Achterbahnfahrt. Und es macht immer mehr Spaß, wenn jemand neben dir sitzt und mitkreischt. (Ally J. Stone)
- Du kannst dich nicht zum Schreiben aufraffen? Tausch dich mit anderen aus!
- Du hängst in deinem Plot und kommst nicht weiter? Tausch dich mit anderen aus!
- Du hast gerade eine Szene geschrieben, die du liebst und du platzt gleich, wenn du sie nicht jemandem zeigst? Tausch dich mit anderen aus!
- Du willst dich grundsätzlich ein wenig in der Welt des NaNoWriMo verlieren? Tausch dich mit anderen aus (ich wette, du hast vermutet, dass ich das sage)!
Schreiben ist ein wundervoll kommunikatives Handwerk. Brainstorme, netzwerke, lass dich inspirieren und motivieren. Du musst nicht alles ganz allein schaffen. (Ally J. Stone)
Wenn du Probleme hast, Gleichgesinnte zu treffen und dich auch noch nicht traust, der AuthorWing-Community beizutreten, komm gern in unsere NaNoWriMo Facebook-Gruppe! Sie ist zwar von AuthorWing, aber getrennt von der offiziellen Mitgliedergruppe und für jeden zugänglich, der mitschreiben möchte.
Tipp Nummer 3: Achte auf dich selbst
Der NaNoWriMo ist ein Marathon und kein Sprint. Auch wenn es dir in den Fingern juckt, besonders in den ersten Tagen so viel wie möglich zu schaffen und du sowohl den Schlaf vernachlässigst, als auch die gesunde Ernährung und Bewegung (an frischer Luft!), werden sich deine Batterien schneller entladen, als du „fertige Rohfassung“ sagen kannst.
Vielleicht kannst du dann in den ersten Tagen einen großen Vorsprung herausschreiben, aber wenn deine Energie nach einer oder anderthalb Wochen aufgebraucht ist und du dich danach gar nicht mehr aufraffen kannst, bringt dir der Vorsprung auch nichts mehr. Der NaNoWriMo wird an dir vorbeiziehen und du bist unzufrieden und vielleicht sogar enttäuscht.
Natürlich ist es von Vorteil, einen kleinen Puffer zu haben. Schließlich kann es immer mal wieder einen Tag geben, an dem dir etwas dazwischenkommt. Aber auch einen Puffer kannst du langsam aufbauen. Schreibe statt 1.667 doch einfach 2.000 Wörter pro Tag. Das sind nur etwas weniger als 400 Wörter mehr, aber über die Tage summiert es sich und schon nach fünf Tagen hast du einen kompletten Puffertag rausgeholt (abzüglich zweier Wörter, aber ich denke, die bekommst du noch irgendwo unter)!
Tipp 3 ergänzt sich übrigens auch super mit Tipp 1: Wenn du deinen Monat im Voraus ansiehst und schon erkennst, an welchen Tagen du weniger Zeit hast, kannst du vorab planen, an welchen Tagen du daher mehr schreiben möchtest. So behältst du den Überblick und kannst sowohl die Arbeitszeiten, als auch die Pausen einplanen.
Bonustipp: Mehr schreiben in weniger Zeit
Bei diesem Tipp geht es nicht darum, wie schnell deine Finger über die Tastatur fliegen oder welchen Schreibstil du hast. Es gibt Leute, die nutzen das Zehn-Finger-System, Leute, die schreiben nach dem Adler-Such-Prinzip und dann gibt es Schreiber, die irgendwas dazwischen praktizieren.
Und lass dich nicht täuschen, es gibt Leute, die mit zwei Fingern schneller tippen können, als die, die mit zehn Fingern schreiben.
Das alles nützt dir nämlich nichts, wenn du nicht weißt, was du schreiben sollst.
Deshalb überlege dir vor jeder Schreibsitzung, welche Szene heute dran ist. Nimm dir Stift und Papier und notiere dir in ein paar Stichpunkten, was du schreiben möchtest und welche Figuren involviert sind. Dazu kannst du dich auch nochmal in den letzten Absatz des bereits Geschriebenen einlesen (aber nicht korrigieren!).
Das ist übrigens nur einer von mehreren Tipps, wie du schneller schreiben kannst. Die übrigen findest du im Blogartikel „Wie du täglich 10.000 Wörter schreibst“.
NaNoWriMo Ziele mal anders
Oben erwähnte ich, dass du dir auch ein eigenes NaNoWriMo Ziel setzen kannst. Dafür habe ich eine Tabelle angelegt, in die du dein eigenes Wortziel oder Stundenziel eintragen kannst.
Damit behältst du deinen eigenen NaNoWriMo Fortschritt im Auge und siehst täglich deine Fortschritte. Viel Spaß damit!