Wie kann ich Bücher schreiben und Bücher veröffentlichen neben dem Job? Das ist eine Frage, die ich mir früher oft gestellt habe und die ich auch von anderen Autor:innen immer wieder höre. Wo das Problem liegt, ist klar: Nach einem durchschnittlichen Acht-Stunden-Job fehlt es an der Motivation, sich noch aufzuraffen. Oft haben wir auch gar nicht mehr den Kopf dafür, weil uns der Tag ausgebrannt hat.

Trotzdem gibt es Autor:innen, die neben der Vollzeitstelle Bücher schreiben und veröffentlichen. Weil es ihr Traum ist und sie es unbedingt wollen. Weil sie die Stärke dafür aus sich selbst holen. Ist das einfach? Nein. Ich selbst war schon in sämtlichen Positionen (Vollzeitstelle, Selbstständig, Teilzeitstelle) und kann dir sogar versichern, dass es in keiner Umgebung „einfach“ ist, ein Buch zu schreiben.

Motivation ist nur ein Auslöser, kein Dauerbrenner

Das Problem mit Motivation ist, dass sie am besten bei einem Sprint funktioniert. Einen Roman zu schreiben ist aber ein Marathon. Deshalb kannst du sie zwar nutzen, um ganz am Anfang deines Projekts in die Gänge zu kommen, brauchst aber viel mehr, um es auch bis zum Ende durchzustehen.

Ich möchte neun Tipps mit dir teilen, wie du dich von Innen heraus motivieren kannst.

Tipp 1: Finde heraus, warum du ein Buch schreiben möchtest

„Finde dein Warum“ ist ein Tipp, der sich inzwischen ziemlich ausgelutscht anhören dürfte. Er wird aber aus einem bestimmten Grund immer wieder genannt: Weil es wirklich wichtig ist, dass du diese Frage beantworten kannst.

Stell dir vor, du liegst in deinem gemütlichen Bett. Es ist gemütlich kuschelig und du hast jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder drehst du dich nochmal um und verschläfst die nächsten Stunden – oder du stehst auf und setzt dich an dein Manuskript.

Wann denkst du, wirst du eher aufstehen? Wenn du an gar nichts denkst und dich wieder ins Kissen schmiegst? Oder wenn deine Gedanken zu dem Moment wandern, in dem du dein fertiges Buch in den Händen hälst? Wenn du daran denkst, wie stolz du auf dich selbst sein wirst. Wie deine Leser:innen das Buch loben, lieben und rezensieren? Wenn du das erste, mit deinem Buch verdienten Geld auf dem Konto hast?

Menschen werden durch zwei Dinge motiviert: Schmerz und Belohnung.

Die Frage ist, ob du in deinem Leben genug Schmerz empfinden kannst, der sich nur durch das Schreiben deines Romans lösen lässt (und ob du das willst). Deshalb gehe lieber den Weg der Belohnung und male dir ganz genau aus, was du erleben willst, wenn du deinen Roman geschrieben und veröffentlicht hast.

Und die schweren Zeiten werden kommen, egal wie motiviert du dich jetzt am Anfang fühlen magst. Es wird diese Tage geben, an denen du einen Grund brauchst, um aufzustehen. Lege ihn dir zurecht, bevor es soweit ist.

Tipp 2: Setze dir eine realistische Deadline

Was das Thema Deadline angeht, habe ich im Laufe meiner Veröffentlichungen (aktuell sind es insgesamt 10 Bücher, das 11te ist in Arbeit) zwei Dinge gelernt:

  • Setze dir eine Deadline, sonst wirst du nie fertig
  • Setze dir deine Deadline realistisch, sonst wirst du nie fertig

Setze dir eine Deadline

Wenn du dir nicht ausrechnest, zu wann du fertig sein möchtest, wirst du niemals fertig. Der Mensch braucht in der Regel genau so lange für eine Aufgabe, wie er Zeit dafür einplant. Wenn du dir einen zehn Minuten Wecker stellst, um ein Zimmer aufzuräumen, schaffst du es in zehn Minuten. Nimmst du dir den Samstag dafür Zeit, wirst du den ganzen Samstag brauchen.

Ergo: Setzt du dir gar keine Deadline, wirst du auch nie fertig.

Setze dir also ein Datum fest, an dem du fertig sein willst. Achte darauf aber auch, was für eine Persona du bist. Wenn dich Deadlines eher stressen, setze sie ruhig etwas weiter, um dir das Gefühl zu vermitteln, dass du ausreichend Zeit hast. Bist du jemand, der seine Aufgaben immer erst im letzten Moment macht, setze die Deadline enger.

Setze die Deadline realistisch

Abgesehen von den oben genannten Abweichungen achte darauf, dass deine Deadline realistisch ist. Ist sie zu eng, wirst du es nicht schaffen und das kann lähmend wirken. Das geht soweit, dass du am Ende dann gar nichts machst, obwohl du schon einiges hättest schaffen können.

Hier sind ein paar mögliche Deadlines, die du dir setzen kannst:

  • Bis wann soll die Rohfassung stehen?
  • Wie viele Wörter soll sie ungefähr beinhalten?
    • Wenn du hier noch gar keine Erfahrungswerte hast, peile für deinen ersten Roman 50.000 Wörter an. Korrigieren kannst du immer noch
  • Bis wann willst du die Überarbeitung geschafft haben?
  • Willst du Testleser haben? Von wann bis wann haben sie Zeit zu lesen?
  • Wie lange ist dein Buch im Lektorat? (Mit dem Lektorat absprechen)
  • Wie lange ist dein Buch im Korrektorat? (Mit dem Korrektorat absprechen)
  • Wann willst du dein Cover beauftragen?
  • Alternativ zu oben genanntem: Ab wann willst du es dem Verlag anbieten?

Tipp 3: Verpflichte dich gegenüber anderen

Manchmal kann es hilfreich sein, anderen von deinem Vorhaben zu erzählen. Wenn ich weiß, dass jemand auf ein Update von mir wartet, raffe ich mich trotz extremer Unlust eher auf, mich nochmal dran zu setzen.

Diesen Tipp kannst du übrigens auch schon für dein Buchmarketing nutzen: Indem du einfach deinen Followern davon erzählst! Teile ihnen mit, dass du ein Buch schreibst (am besten auf einem externen Autor:innen-Kanal). Halte sie auf dem Laufenden, erzähle, wie es so läuft und nimm sie mit auf die Reise. Damit meine ich übrigens nicht, jeden Abend einfach nur stumpf deine geschriebenen Wörter zu posten. Lass dir etwas spannendes einfallen, sprich darüber, wie du dich fühlst, ob du vorankommst, welches Kapitel du beendet hast und wie lange es wohl noch dauert bis zum nächsten Schritt.

Lebst du in einer Partnerschaft oder einer Familie, ist es wichtig, auch diese Personen einzuweihen. Lass dich unterstützen, lege feste Schreibzeiten fest, in denen du von allen anderen Aufgaben entbunden bist und dann verteidige diese Zeiten notfalls bis aufs Blut. Du darfst nur gestört werden, wenn das Haus brennt oder eines der Kinder mit Messern geworfen und getroffen hat.

Tipp 4: Finde deine Schreibzeit

Wenn du Partner und Kinder hast, musst du natürlich ein wenig jonglieren und deine Schreibzeit in deinen Tag einpassen. Aber auch trotz der Kompromisse, die du hier eingehen musst, finde zunächst einmal heraus, wann du besser schreibst. Ist es morgens, mittags, abends? Welche Zeiten stehen dir mit Job und Familie zur Verfügung? Kannst du später ins Bett oder früher aufstehen? Finde heraus, wann du am zuverlässigsten „funktionierst“ und nutze diese Zeit für dein Schreiben.

Tipp 5: Schreibe jeden Tag

Die Aussage „schreibe jeden Tag“ teilt die Autorenwelt in zwei (teilweise empörte) Lager. Die einen sagen, dass man natürlich jeden Tag schreiben soll, weil es dann zu einer Routine werden kann und man nicht bei jeder Schreibsitzung wieder neu anfangen muss. Andere fühlen sich zum Teil davon angegriffen, weil ihre Tage ausgelastet sind und das „schreibe täglich“ für sie unerreichbar scheint.

Ich glaube, dass man jeden Tag schreiben kann, wenn man will. Und wenn es nur ein Wort ist, weil es wirklich ein bescheidener Tag war. Ein Wort macht in einem 50.000 Wörter Text den Kohl jetzt nicht fett, aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass du „drin“ bleibst. Egal, wie stressig der Tag war – fahr notfalls den Laptop hoch, während du isst, öffne dein Manuskript, tippe ein Wort, speichere ab und schließe es wieder, während du den nächsten Bissen nimmst. Dann hast du schon geschrieben, bist in der Routine geblieben und wirst in den nächsten Tagen wieder mehr schaffen.

Auf diese Art trainierst du dein Gehirn, nicht nach Ausreden zu suchen (ich bin so müde, es war so anstrengend, ich hab mir meinen Feierabend verdient, xy war heute gemein zu mir …), sondern darauf, die Arbeit einfach zu leisten und einen Haken dran zu machen. Mit der Zeit wird dir das immer leichter fallen und irgendwann wirst du täglich mehrere Sätze schreiben und dich immer weiter steigern.

Tipp 6: Denke an dein Warum

Falls du jetzt glaubst, ich hätte den Tipp aus Versehen gedoppelt, lies noch ein bisschen weiter. Denn im ersten Tipp ging es darum, dir dein Warum zurecht zu legen. In diesem Tipp geht es darum, es auch zu benutzen. Ich habe mich selbst schon zu oft dabei erwischt, mir ein Warum zu erschaffen und dann in anstrengenden Phasen einfach zu prokrastinieren, ohne auch nur in Betracht zu ziehen, an mein Warum zu denken.

So funktioniert die Sache aber nicht. Wenn du bemerkst, dass du dich so gar nicht aufraffen kannst, nimm dir einen Moment für dich (notfalls schließ dich auf dem Klo ein), schließe die Augen, atme einmal tief durch und rufe dir diese wunderbare Szene vor Augen, den Grund, warum du das alles machst. Verbinde diese Szene in deinem Kopf mit der Notwendigkeit, dass du heute schreibst – dass du jeden Tag schreibst. Und dann leg los.

Tipp 7: Suche dir andere Schreibende

Innere Stärke schön und gut – manchmal brauchen wir alle einfach nur einen Tritt in unsere rückwärtige Knautschzone. Suche dir andere Autor:innen, die dir dabei helfen, bei der Sache zu bleiben, dich anfeuern, dir Rat geben oder ihn bei dir suchen und sich einfach mit dir austauschen.

Und nur um das klar zu stellen: Ich meine nicht die Leute, die dich „verstehen“ und dir die Argumente an die Hand geben, warum du nicht schreiben solltest. Ich spreche von den Leuten, die dir furchtbar auf den Keks gehen, weil sie auf ein „ich kann heute nicht schreiben, weil xy“ mit einem verbalen Peitschenhieb antworten.

Die andere Gruppe kann auch wertvoll sein, denn natürlich brauchst du Menschen um dich herum, die dich verstehen. In einer Schreiben-oder-nicht-schreiben-Situation höre aber auf die Person mit der Peitsche.

Du weißt nicht, wo du diese Leute finden sollst? Dann schau doch mal in der kostenlosen AuthorWing-Community (auf Facebook) vorbei:

 

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Tipp 8: Optimiere stetig deine Arbeitsweise

Du schreibst um Uhrzeit x an Ort y, weil du das schon immer so gemacht hast? Es läuft aber in letzter Zeit nicht so gut? Oder es läuft, aber du hast das Gefühl, es könnte besser sein? Dann ist es an der Zeit, deine Arbeitsweise zu verbessern! Probiere eine neue Zeit, einen anderen Ort oder teste ein anderes Schreibprogramm aus. Sehr hilfreich ist auch das Stoppen der Zeit.

Wenn du zum Beispiel Probleme hast, dich zu konzentrieren, kannst du dir einen Timer auf 10 bis 15 Minuten stellen. In dieser Zeit schreibst du, ohne dich ablenken – aka auf dein Handy schauen – zu lassen. Danach machst du kurz Pause und weiter geht es mit dem nächsten Abschnitt.

Oder kommst du in deinem Text einfach nicht weiter, weil du nicht weißt, was du nicht schreiben sollst? Dann geh doch nochmal in den Plot und versuche, die Geschichte (detaillierter) auszuplotten, damit du danach nur noch runterschreiben musst.

Wenn es irgendwo hängt, gehe genau zu dieser Stelle und überlege, was du besser machen kannst. Das ist zwar erstmal Arbeit, es lohnt sich aber.

Tipp 9: Feiere. Alles.

Warte nicht bis zur Veröffentlichung deines Buches, um zu feiern. Feiere alles, was du in die Finger bekommst. Du hast das erste Kapitel beendet? Mega! Du hast eine besonders schwierige Stelle überwunden? Klasse! Der Plotknoten ist geplatzt? Wuhuuu! Oder bist du mit Augenringen bis zum Boden und stark gähnend nochmal aufgestanden, weil du vergessen hast zu schreiben, hast den Laptop hochgefahren, das Wort „und“ falsch geschrieben in dein Manuskript gesetzt und es dann wieder geschlossen? Perfekt! Hier kannst du die Feier vielleicht auf den nächsten Morgen verschieben. Aber lass dich auf jeden Fall dafür feiern!

Feiern tun wir übrigens auch einmal im Monat in der AuthorWing-Community. Schau doch mal vorbei!

Bonus-Tipps

Das war jetzt schon einiges, um dich zum Schreiben motivieren zu können. Bevor ich für heute Schluss mache, kommt hier noch eine schnelle Tipp-Runde für den Heimweg:

 

  • Nutze Leerläufe (z.B. die Mittagspause auf der Arbeit, Wegzeiten, Wartezeiten beim Arzt etc.), um dich mit deinem Buch zu beschäftigen. Denke über Figuren oder Szenen nach, überlege dir, was du deinen zukünftigen Leser:innen im nächsten Buchupdate erzählen kannst, oder lies ein Buch / einen Artikel über das Schreiben, um dich weiterzubilden.
  • Wenn dich sowas motiviert, setze dir Tagesziele, Minimumziele oder Stundenziele, die du abhaken kannst, sobald du sie erreichst.

Jetzt bist du gefragt: Kanntest du schon einige der Tipps? Hast du vielleicht noch eigene, die ich ergänzen kann? Ich freue mich auf dein Feedback in den Kommentaren!

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