Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich das Wort “Schreibblockade” nicht sonderlich mag. Ich weigere mich auch, daran zu glauben, dass es sowas wie eine Schreibblockade überhaupt gibt. Das bedeutet nicht, dass ich nicht weiß, dass es diese Momente gibt, in denen du dich einfach nicht aufraffen kannst. Oder dass sich diese Momente auch manchmal über Tage, Wochen oder sogar Monate hinziehen können. Ich nutze nur einfach nicht gern das Wort “Blockade.”
Worte haben Macht
Zwar habe ich bisher “nur” sechs Bücher rausgebracht, aber ich spiele schon fast mein ganzes Leben lang mit Worten und ihren Auswirkungen. Ich weiß, dass es nur Worte braucht, um Menschen zu verletzen, Beziehungen zu beenden und Kriege auszulösen. Ich weiß, dass es nur Worte braucht, um Fehden zu beenden, Beziehungen zu starten und Menschen zu retten. Gut, steckt der zu rettende Mensch in einem brennenden Gebäude, wäre eine Feuerleiter zusätzlich auch hilfreich, aber ich denke, es ist klar, was ich meine.
Worte besitzen Macht und das nicht zu knapp.
Und nun rate, was deine Gedanken sind: Worte. Nicht nur das, was du zu Papier bringst, hat Macht. Du übst Einfluss auf deine Leser aus, indem du sie zum Lachen oder Weinen bringst. Du übst aber auch Einfluss auf dich selbst aus, durch das, was du denkst.
Wenn du nun denkst “Ich habe eine Blockade”, dann tust du damit vor allem eins: Dich blockieren. Je länger du dir selbst sagst, dass du im Schreiben blockiert bist, desto schlimmer wird es. Dein Gehirn versucht nämlich immer, es dir recht zu machen (Plotbunnys ausgenommen). Und wenn du dir eine Blockade so sehr “wünschst”, weil du es so oft denkst oder aussprichst – dann bekommst du deine Blockade auch.
Das ist ein bisschen so, wie wenn du schwanger werden willst und auf einmal überall nur noch Babys siehst. Oder wenn du dir ein rotes Auto kaufen willst und die Straßen plötzlich voll von roten Autos sind. Dein Hirn richtet sich auf das aus, was du häufig denkst. Beschäftigst du dich mit einer Schreibblockade und nennst es vor allem auch noch so, dann konzentriert es sich eben darauf, dich zu blockieren.
Die Schreibblockade lösen
Ich glaube nicht an das Wort Schreibblockade, weiß aber, dass man manchmal einfach nicht schreibt. Was ist das dann also? Und vor allem: Wie werde ich es als Autor wieder los?
Zunächst einmal solltest du benennen, was das Problem ist. Und zwar für dich, ganz individuell. Das ist nämlich keine Berufskrankheit, die bei allen synchron abläuft. Wenn du nicht mehr schreibst oder glaubst, nicht mehr schreiben zu können, hat das immer ganz individuelle und persönliche Gründe. Angst ist dabei häufig ein unterschwelliger Motivator, aber auch die Angst kann aus vielen verschiedenen Gründen aufkommen. Das dann einfach Schreibblockade zu nennen und mit einem Achselzucken als gegeben abzutun, hilft dir aber nicht weiter.
Schritt 1: Reflektieren
Selbstreflexion ist etwas, das dich im Leben weiterbringt. Warum also nicht auch im Schreiben?
Falls du nicht genau weißt, was das ist: Indem du dir Fragen stellst, die deine problematische Situation betreffen, reflektierst du, was die Ursache deines Problems sein könnte. Denn nur wenn du die Ursache kennst, weißt du, was zu tun ist, um das Problem zu lösen. Durch die Fragen schaust du sozusagen in einen inneren “Spiegel”, der dir – wenn du ehrlich antwortest – das zurück reflektiert, was wirklich da ist und nicht das, was du gern sehen würdest.
Fragen, die dir dabei helfen können:
- Warum schreibe ich gerade nicht?
- Habe ich Angst?
- Wovor? Dem Beenden des Buches? Dem Veröffentlichen? Davor, es jemand anderem zu zeigen? Oder dass noch zu viel Arbeit vor mir liegt?
- Warum habe ich Angst davor?
- Glaube ich, mein Manuskript ist zu schlecht?
- Glaube ich, dass ICH zu schlecht bin?
- Wie komme ich auf diese Idee?
- Glaube ich daran, dass ich mein Schreiben verbessern kann, wenn ich Kritik bekomme und dadurch lerne und wachse?
- Habe ich mir schon einmal bewusst gemacht, dass alle großen Autoren Lektoren haben, die ihr Manuskript kritisieren?
- Ist mir bewusst, dass Kritik mein Manuskript von einer Rohfassung erst zu etwas Wunderbarem macht?
Schritt 2: Breche große Aufgaben in kleine Schritte runter
Besonders, wenn du dich mit einem riesigen Berg von Arbeit konfrontiert siehst, wird das Putzen der Wohnung auf einmal unglaublich attraktiv. Glaub mir, seit ich beschlossen habe, endlich den jeweils zweiten Band meiner aktuellen Buchreihen weiter zu schreiben, ist meine Wohnung immer aufgeräumt. Aber auch, wenn du eine Angst lokalisierst, hilft es, die nächsten Aufgaben diesbezüglich in kleine Schritte runterzubrechen.
Nimm dir zum Beispiel täglich eine halbe Stunde Zeit und schreibe vorher genau auf, was du in dieser halben Stunde erledigst. Das kann zum Beispiel die Recherche für das Zahlungsmittel in deiner Welt sein. Oder du sprichst in dieser halben Stunde mit einem Freund / einer Freundin, die ein paar Kapitel deines Manuskripts lesen und dir ein Feedback geben. Du kannst dir sogar einen Autor suchen, dessen Bücher du magst und ihn oder sie fragen, ob sie sich auch schon mal so gefühlt haben, als wäre ihr Manuskript total schlecht. Und in der halben Stunde am nächsten Tag schreibst du wieder oder du plottest die Szene vor und schreibst am übernächsten Tag.
Als ich bemerkt habe, dass ich nach einem Lektorat nicht aus dem Knick kam, weil es mir als “so viel” erschien, habe ich zum Beispiel zuerst alle WWH (Wortwiederholungen) bearbeitet. Danach erst habe ich mir die anderen Kommentare vorgenommen. Szenen, die ich nachträglich einfügen musste, habe ich mir notiert und zuerst das Kleine gemacht. Kapitel für Kapitel. Zuletzt habe ich die entsprechenden Szenen rein geschrieben und das Manuskript neu eingereicht.
Auf diese Art habe ich die Überarbeitung Schritt für Schritt abgearbeitet.
Schritt 3: “Nur ein Kapitel”
“Ich lese nur ein Kapitel und dann gehe ich ins Bett!” Hand aufs Herz: Wie oft funktioniert das? Und wie oft liest du halbe Nächte durch und bist am nächsten Morgen müde?
Das funktioniert meist auch für die Aufgaben aus Schritt zwei. Wenn du die nämlich runtergebrochen hast und es dir immer noch nicht leicht fällt, anzufangen, dann setze dir noch kleinere Ziele. Hast du dir vorgenommen, die WWH zuerst zu machen, dann sage dir, dass du nur die aus einem Kapitel machst. Oder wenn du dich entschieden hast, diese eine Szene zu schreiben, dann nimm dir vor, nur 100 Wörter zu schreiben.
In den meisten Fällen wirst du feststellen, dass du recht fix damit fertig bist und eigentlich ja noch ein bisschen weitermachen könntest. Wenn du es nämlich erstmal tust, also diese “Ich kann nicht”-Grenze überschritten hast, kannst du plötzlich doch.
Weitere Tipps
Was bei mir auch noch sehr gut funktioniert:
- Höre motivierende Podcasts oder Hörbücher
- lies Bücher zu deinem Romanthema
- lies das eigene Manuskript nochmal und tauche als Leser in deine Geschichte ein
- leg eine Playlist mit “Buchmusik” an und höre sie rauf und runter
- denke dabei über deine Figuren nach und lasse sie in deinem Kopf interagieren
- denke über Szenen aus deinem Manuskript nach, die du sehr magst
- denke über Szenen nach, die du noch nicht geschrieben hast, auf die du dich aber freust
Bei diesen Tipps geht es darum, dich so sehr für dein Thema und dein Manuskript zu begeistern und inspirieren, dass du wieder dafür brennst und es gar nicht erwarten kannst, weiterzuarbeiten.
Warum Autoren prokrastinieren
Wir prokrastinieren aus so vielen unterschiedlichen Gründen. Als ich das Lektorat zu “Basterds – Rockstar sucht Nanny” zurückbekam, hab ich wie gesagt erstmal prokrastiniert, weil ich es nicht mag, Bücher fertig zu stellen. Ich bin dann mit dem Kopf meist schon in der nächsten Geschichte und es fällt mir schwer, einen Stoff zu bearbeiten, den ich schon sooo oft durchgeackert habe. Da ich sehr viel mit dem Kopf arbeite, spiele ich Storys noch sehr viel öfter durch, als nur auf dem Papier und in den Überarbeitungsrunden. Und eine neue Geschichte ist einfach viel spannender, als die alte noch einmal zu überarbeiten. Oder als es darum ging, mein Manuskript überhaupt erst einzureichen, habe ich es vor mir hergeschoben, weil ich es nicht mal mag, ein Buch fertig zu schreiben. Aus dem selben Grund.
Was ich damit sagen will: Es gibt immer einen Grund, warum du nicht weiter schreibst oder überarbeitest. Lösen kannst du das Problem, wenn du diesen wahren Grund (und der ist niemals diese sogenannte “Schreibblockade” selbst) findest und benennst. Du hast nicht einfach eine Blockade um einer Blockade willen. Du lehnst dich innerlich gegen etwas auf und dein Gehirn springt dir “hilfreich” zur Seite, indem es dich andere Dinge tun lässt, als geplant.
Aus welchen Gründen prokrastinierst du gern? Schreib es uns in die Kommentare!
Und wenn die Schreibblockade noch da ist?
Manchmal helfen alle guten Tipps und guten Ratschläge nicht. Du kannst dich einfach nicht dazu überwinden, etwas zu tun. Du starrst auf ein leeres Blatt und kannst dich nicht aufraffen, diese 100 Wörter zu tippen. Oder du siehst, wo eine WWH ist und kriegst es nicht hin, den Satz abzuändern.
Dann lass es.
Häh?
Du bist ein Mensch und kein Computer, bei dem man nur den richtigen Knopf drücken muss, um den “Fehler” zu beseitigen. Du hast ein eigenes Leben, eigene Ansichten, eigene Probleme und eine eigene Lebenseinstellung. Vielleicht warst du doch nicht so ganz ehrlich zu dir, als es darum ging, die Ursache des Problems herauszufinden. Vielleicht leidest du unter Depressionen und kannst aktuell tatsächlich einfach nicht. Vielleicht möchtest du auch einfach unbedingt an das Konzept der Schreibblockade glauben und findest alles, was ich hier geschrieben habe total Schwachsinnig.
Oder vielleicht ist momentan so viel anderes in deinem Leben wichtig, dass dein Buch in deiner Prioritätenliste gerade ein paar Plätze nach unten gerutscht ist. So etwas kommt vor.
Wenn etwas in dieser Situation nicht funktioniert, ist es Druck. Wie gesagt schreibst du nicht, weil du dich innerlich gegen etwas auflehnst. Schon mal versucht, ein kleines Kind, dass sich ernsthaft gegen etwas auflehnt, durch Druck dazu zu zwingen? In den meisten Fällen explodiert es eher, als sich dem Druck zu beugen. Genau so würdest du dich nur noch weiter in eine Blockade steigern, wenn du immer verkrampfter versuchst, sie zu lösen.
Ich denke, ich habe eine Schreibblockade. Was tun?
Versuch, sie zu lösen. Nimm dir wirklich Zeit für dich, arbeite die Schritte eins bis drei durch und sei komplett ehrlich zu dir. Gib dir Zeit dafür und ja – du musst schon auch ein bisschen Willen mitbringen und den Arsch (bzw. die Finger über die Tastatur) bewegen. Aber wenn es wirklich und überhaupt nicht für dich funktioniert, nimm dir eine Woche frei. Streich dein Manuskript für eine Woche aus deinen Gedanken und aus deinem Tagesablauf und erlaube dir, einfach mal frei zu nehmen.
Versuche es danach erneut mit Schritt eins bis drei und probiere auch die anderen Tipps aus. So lange, bis das mit dem Schreiben wieder für dich funktioniert.
Kopf hoch
Ein solcher Schreibausfall passiert jedem mal und er dauert nicht ewig. Dass du nicht schreiben kannst ist nicht plötzlich “dein neues Leben” und es ist auch kein Weltuntergang. Beschäftige dich damit, löse es oder sitze es aus, wenn es gar nicht anders geht und dann bist du wieder da. Dein Manuskript wartet schon auf dich.
Wie gehst du mit Schreibblockaden um? Glaubst du daran oder eher nicht? Was funktioniert bei dir besonders gut? Schreib es uns in die Kommentare!
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