Vor dem »wie« steht das »warum«.
Warum braucht die Story eine Kampfszene? Es sei denn, man schreibt Barbarenliteratur oder einen Beitrag für den Landser.
Wie alles in der Handlung, muss auch eine Kampfszene die Handlung vorantreiben oder zur Charakterisierung der Prota- oder Antagonisten beitragen.

Daraus ergeben sich weitere Fragen, sozusagen Unterfragen:

  • Will ich meinen Charakter weiter ausformen?
  • Steht am Ende des Kampfes ein Gewinn (Trophäe, Erkenntnis, eine andere Person …) oder die Niederlage?
  • Ist der Kampf notwendig, um den Antagonisten aus dem Weg zu räumen?
  • Gibt es eine Alternative zum Kampf?

Gerade die letzte Frage ist von großer Wichtigkeit, da sie sich auch der Leser stellen wird. Ist die Antwort (für den Leser) ja, ist die Kampfszene obsolet und man verstößt gegen den wichtigsten Grundsatz des Schreibens: Langweile niemals! Denn unnötige Textstellen langweilen.

Hat man die Frage nach der Notwendigkeit glaubhaft beantworten können, geht es an die Klärung der übrigen Fragen. Hat man diese beantwortet, stellt sich eine neue Frage:

Wie strukturiere ich meine Kampfszene?

Hier greifen die narrativen Techniken, die für das Schreiben ohnehin gelten. Wichtig sind:

  • Die Dynamik – will ich Tempo aufnehmen oder drosseln innerhalb der Handlung?
  • Die Erzählgeschwindigkeit – je mehr einzeln unterscheidbare Handelnde am Kampf teilnehmen, umso mehr Details sind vorhanden. Es passiert vieles gleichzeitig in kurzer Zeit. Achtung: Bloß nicht dem Verlangen nachgeben, alles erzählen zu wollen. Weniger ist mehr!
  • Die Perspektive – schaut man von außen, also aus der Erzählerperspektive oder von Innen, also aus der Perspektives eines Handelnden? Bei Letzterem muss man zwingend bei einem Handelnden bleiben, sonst verliert der Leser den Überblick.
  • Die innere Logik – ein Schwert ist eine Nahkampfwaffe, eine Pistole ist zwar eine Nahbereichswaffe, aber nicht für den Nahkampf geeignet. Ein Speer ist eine üble Stichwaffe, aber umständlich in der Handhabung. Welche Waffe man auch immer nutzt, sie muss im Rahmen ihrer Physik eingesetzt werden. Verletzungen müssen sich ebenfalls im Rahmen der Logik bewegen. Es heißt also, gut zu recherchieren und die Erwartungshaltung des Lesers zu berücksichtigen.
  • Der Aufbau – eine Kampfszene ist eine eigene kleine Geschichte. Sie braucht also einen Anfang, einen Mittelteil und einen Klimax. Der Protagonist muss zumindest kurz in Bedrängnis geraten, um dann schließlich zu siegen oder zu verlieren. Sieg oder Niederlage dürfen schmutzig sein oder glorreich, aber immer glaubhaft.

So vorbereitet kann man ans Plotten gehen. Ja, richtig, Plotten. Es gibt so viele Kleinigkeiten zu beachten, dass method writing eher nicht zielführend ist. Steht der Plot, geht es ans Schreiben.

Viel Erfolg.

Dieser Artikel stammt aus der Feder unseres Wings Frederic Brake. Danke Frederic! ?